Offener Brief der Direktorenkonferenz Köln
Liebe Kölner Eltern!
Das diesjährige Anmeldeverfahren stellt uns alle vor Herausforderungen.
Es ist uns ein großes Anliegen, Ihnen zu versichern, dass wir Schulleiterinnen und Schulleiter der
Kölner Gymnasien sehr genau wissen, in welch verzweifelter Lage sich viele von Ihnen gerade befinden.
Besonders schlimm finden wir es, dass 10-Jährige teilweise 5 (oder auch mehr) Schulplatzabsagen
verkraften müssen. Auch wenn das Schulgesetz sagt, dass die Schulleiterin oder der Schulleiter
über die Aufnahme entscheidet, zeigt das Anmeldeverfahren der Stadt Köln der letzten Jahre, dass
wir aufgrund der fehlenden Schulplätze überhaupt keinen Spielraum für Entscheidungen haben,
sondern den Mangel nur hilflos verwalten müssen.
Schulplatznot in Köln
Die Schulplatznot der Stadt Köln ist enorm. Es gibt seit mehr als 10 Jahren nicht genügend Schul-
plätze. Das ist die bestürzende Ausgangssituation, auch wenn für den kommenden Jahrgang be-
reits zwei neue Gymnasien an den Start gehen.
Wir müssen uns zudem an zahlreiche gesetzliche Vorgaben halten, die sich nicht auf die spezielle
Situation in der Stadt Köln beziehen, sondern die landesweit gelten. Das macht die Lage so beson-
ders schwierig. Dabei spielt es keine Rolle, nach welchen Kriterien wir unsere Entscheidungen tref-
fen, der Mangel ist das Problem. Die große Zahl der Ablehnungen ist eine logische Folge dieser
fehlenden Schulplätze und nicht die Folge des Aufnahmeverfahrens. Wenn Plätze fehlen, steht die
Notwendigkeit, angemeldete Kinder abzulehnen, schon vor dem Verfahren fest.
Seit Jahren übersteigen die Anmeldezahlen das Kontingent der Schulplätze.
Seit Jahren bilden wir in unseren Schulen Mehrklassen, obwohl die Schulgebäude, u.a. aufgrund
des Sanierungsstaus, dies nicht hergeben.
Seit Jahren kann Fachunterricht wegen der wachsenden Zahl an Schülerinnen und Schülern in
großem Umfang nicht mehr in Fachräumen stattfinden.
Seit Jahren nehmen wir bis zu 31 Schülerinnen und Schüler pro Klasse auf, obwohl der Klassen-
frequenzrichtwert landesweit bei 27 /- 2 liegt.
Seit Jahren müssen in einem letzten Schritt Plätze verlost werden.
Seit Jahren müssen wir unser Vorgehen in umfangreichen Widerspruchsverfahren gegenüber Anwälten darlegen und verteidigen. Diese Verfahren steigern sich von Jahr zu Jahr und führen zu immer enger ausgelegten Vorgaben und Vorschriften und damit zu einem ausschließlich verrecht- lichten Anmeldeverfahren.
Seit Jahren spielen pädagogische Ansätze und Schulprofile so gut wie keine Rolle bei der Auf- nahme von Schülerinnen und Schülern.
Mehrfachanmeldungen
In diesem Jahr wurde das Verfahren dahingehend verändert, dass erstmalig offiziell Mehr-
fachanmeldungen möglich waren. Diese Möglichkeit sollte nicht nur einer kleinen Gruppe vorbe-
halten bleiben, diese Möglichkeit sollten alle Eltern erhalten.
Diese Mehrfachanmeldungen haben die Schulsekretariate vor einen kaum zu bewältigenden Ver-
waltungsaufwand gestellt, aber nicht zu einer Verbesserung der Anmeldesituation geführt. Das war
von Beginn an unsere Befürchtung, die wir bei der Schulverwaltung und Schulaufsicht sehr deut-
lich geäußert haben.
Mit der Möglichkeit der Mehrfachanmeldung wurde kein zusätzlicher Schulplatz geschaffen. Das Verfahren hat bei einigen zu mehr Losglück geführt. Bei anderen zu mehr Absagen. Es wird dazu führen, dass Kinder an Schulen angemeldet werden, bei denen sie Losglück hatten, aber nicht an der Schule, die für sie die richtige ist.
Gesamtschulanmeldungsüberhang läuft zusätzlich in das Anmeldeverfahren der Gymnasien
Die Anzahl der Absagen an den Gesamtschulen, die ein vorgezogenes Aufnahmeverfahren in Köln haben, wird ungebremst in das Anmeldeverfahren der Gymnasien gesteuert. Das führt nicht nur zu einer Verknappung der Schulplätze an den Gymnasien, es führt auch dazu, dass wir ver- mehrt Kinder aufnehmen, die nicht für die Schulform Gymnasium empfohlen worden sind.
Wir fordern deshalb mit Ihnen gemeinsam die Stadt Köln und das Ministerium für Schule und Bil-
dung auf, dem eklatanten Notstand in der Stadt Köln zu begegnen.
Wir fordern mit Ihnen gemeinsam die Stadtgesellschaft auf, dem Schulbau höchste Priorität zu
geben: Lasst unsere Kinder nicht im Stich!
Es muss bei den bestehenden Gymnasien der Fachraumausbau höchste Priorität be- kommen.
Es müssen Gesetze und Verwaltungsvorschriften (Land NRW) so angepasst werden, dass ein Anmeldeverfahren an weiterführenden Schulen in Köln möglich ist, das den Kin- dern gerecht wird.
Apostelgymnasium, Marco Lohmann
Dreikönigsgymnasium, Barbara Wachten
Erich-Kästner-Gymnasium, Ursula Borstell
Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, Meinolf Arnold
Genoveva-Gymnasium, Susanne Gehlen
Georg-Büchner-Gymnasium, Ulf Ußner
Gymnasium Köln-Pesch, Marcel Sprunkel
Gymnasium Kreuzgasse, Lüder Ruschmeyer
Gymnasium Thusneldastraße, André Szymkowiak
Gymnasium Zusestraße, Suntka Altrock
Hansa-Gymnasium, Moritz Magdeburg
Heinrich-Heine-Gymnasium, Marcus von Grabczewski
Lessing-Gymnasium, Andrea Meinecke
Schiller-Gymnasium, Georg Scheferhoff